Webseite ohnedich.ch soll Zeichen setzen Schweizer bekunden im Netz ihre Liebe zu anderen Nationalitäten

Zürich · Ein knappe Mehrheit der Schweizer hatte sich in einem Referendum für eine Beschränkung der Einwanderung entschieden – und damit einen enormen Proteststurm in der EU ausgelöst. Doch es gibt auch viele Schweizer, die mit dem Ergebnis der Volksabstimmung alles andere als zufrieden sind. Im Netz zeigen sie, dass sie die multikulturelle Vielfalt in ihrem Land wollen.

 So sieht die Webseite ohnedich.ch aus.

So sieht die Webseite ohnedich.ch aus.

Foto: Screenshot ohnedich.ch

Ein knappe Mehrheit der Schweizer hatte sich in einem Referendum für eine Beschränkung der Einwanderung entschieden — und damit einen enormen Proteststurm in der EU ausgelöst. Doch es gibt auch viele Schweizer, die mit dem Ergebnis der Volksabstimmung alles andere als zufrieden sind. Im Netz zeigen sie, dass sie die multikulturelle Vielfalt in ihrem Land wollen.

Noch gilt die Personenfreizügigkeit in der Schweiz, doch nach dem Referendum hat die Regierung einen Verfassungsauftrag zur Umsetzung desselbigen. Wie das am Ende aussehen wird, weiß heute noch niemand. Bundeskanzlerin Angela Merkel und der Schweizer Bundespräsident Didier Burkhalter hatten aber erst vor ein paar Tagen deutlich gemacht, dass Deutschland und die Schweiz ihre Beziehungen vertiefen wollen — ungeachtet des Referendums.

Auch im Netz formiert sich Widerstand — von Schweizer Seite. Schließlich war der Ausgang der Volksabstimmung enorm knapp. Und so wollen sich viele Einwohner des Alpenlandes nicht als fremdenfeindliches Volk darstellen lassen. Das zeigt etwa die Seite ohnedich.ch, die erst seit Kurzem Online ist und schon reichlich Zulauf verzeichnet.

"Ohne dich wäre ich nicht hier"

Auf der Seite posten vornehmlich Schweizer ein Bild mit ihrem Liebsten, mit dem ausländischen Kollegen, mit dem ausländischen Freund. Auf jedem Bild ist zu lesen, welche Nationalität die abgebildeten Personen haben. Und darunter stehen Dinge wie "Ohne dich geht es einfach nicht." Da gibt es etwa die beiden Bauarbeiter, einer ist Schweizer, einer Italiener. Darunter gepostet: "Ohne dich wäre die Arbeit nur halb so lustig." Oder auch der Ausländer, der seiner Schweizer liebe schreibt: "Ohne dich wäre ich nicht hier."

"Verbreite gute Stimmung und Fremdenfreundlichkeit", steht zur Erklärung auf der Webseite. "Zeige mit deinem Statement, dass die Schweiz viel mehr ist als eine Negativschlagzeile! Sag einem in der Schweiz lebenden Ausländer, wie sehr du ihn schätzt und dass ein Leben ohne hin ___ wäre."

Wie die Schweizer Zeitung "20 Minuten" berichtet, steckt hinter der Idee ein dreiköfiges Team um den Grafiker Berni Stoller. Die Idee zu der Seite sei ihm nach dem Referendum, "Ich war ziemlich desillusioniert", sagt der Schweizer der Zeitung. "All diesen negativen Schlagzeilen, die danach immer zu lesen waren, wollte ich etwas Positives entgegensetzen." Und das mit Erfolg.

Mal auf Deutsch, mal in einer anderen Sprache

Auf der gleichnamigen Facebook-Seite bedanken sich User immer wieder für die tolle Idee. So was brauche die Schweiz, um zu zeigen, dass nicht alle ausländerfeindlich seien, schreibt etwa ein User. Und natürlich werden auch auf der Facebook-Seite unzählige Bilder hochgeladen — von kuschelnden Pärchen, von den Enkelkindern mit der Oma, von den Kumpels beim Party machen.

Irland, Kroatien, Frankreich, Deutschland, Türkei, Spanien — zig Nationalitäten sind auf der Seite zu finden und zeigen, wie bunt die Schweiz ist. Viele posten ihre "Ohne dich"-Aussage auf deutsch, aber auch in vielen anderen Sprachen sind sie zu finden.

Die Macher jedenfalls sind positiv überrascht davon, wie sie es "20 Minuten" verrieten. Aber sie wünschten sich auch — vermutlich angesichts der vielen Pärchen-Fotos — dass noch mehr Beiträge aus dem Alltag eingehen. Das Team prüfe übrigens die Sprüche, die eingehen, sodass keine beleidigenden oder rassistischen Beiträge erschienen.

(das)
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