re: publica Edward Snowden pocht auf Privatsphäre im Netz

Berlin · Zum zehnten Mal treffen sich Internet-Experten zur Konferenz re: publica in Berlin. Dieses Mal zugeschaltet war Edward Snowden, der Enthüller der NSA-Affäre. Google sei süchtig nach Daten, aber ungefährlich, sagt er.

 Eine Live-Schalte mit Edward Snowden auf der re:publica.

Eine Live-Schalte mit Edward Snowden auf der re:publica.

Foto: dpa, kes kno

Vor zehn Jahren hatte Google gerade eine Video-Plattform namens Youtube gekauft. Was daraus werden sollte? Keine Ahnung. Ein Kurznachrichtendienst namens Twitter steckte in den Kinderschuhen und Facebook war gerade auf dem deutschsprachigen Markt gestartet. Für viele Besucher der re:publica klingt das wie eine Märchenstunde bei Opa. Die Digital-Konferenz feiert in diesem Jahr in Berlin ihr zehnjähriges Jubiläum. Und ebenso wie Youtube, Twitter und Facebook in den vergangenen zehn Jahren gewachsen sind, so hat sich auch die re:publica entwickelt. Was als kleines Blogger-Treffen mit 700 Teilnehmern begann, ist heute Deutschlands größte Fachkonferenz der digitalen Szene. Fast 8000 Besucher haben sich für das Jubiläumsjahr angemeldet, die Hälfte davon sind zum ersten Mal dabei.

"Willkommen zum Klassentreffen", heißt es bei der Auftaktveranstaltung in der "Station", einem stillgelegten Postbahnhof, der inzwischen - umgebaut zur Event-Location in Berlin-Kreuzberg - die re:publica beherbergt. Und wie das bei Klassentreffen so ist, gibt es auch hier die besonderen Gäste, die coolen Typen von früher, auf die alle gespannt sind. Sascha Lobo, das Enfant Terrible unter den deutschsprachigen Bloggern, hat seine Rückkehr auf die Konferenz angekündigt, nachdem er sie im vergangenen Jahr noch boykottiert hatte.

Edward Snowden ist ein anderer viel beachteter Gast der re:publica. Die Video-Konferenz mit ihm ist eine der begehrtesten Veranstaltungen am Eröffnungstag. Einmal den Mann erleben, der die Affäre um den US-Geheimdienst NSA enthüllt hat. Snowden, der heute im Exil in Russland lebt,ließ sich live zuschalten und von den Gästen befragen. RP-Kolumnist Richard Gutjahr wollte von dem Amerikaner wissen, welche Institution er mit Blick auf den Datenschutz für gefährlicher hält: Unternehmen wie Google und Facebook oder Regierungen? Snowdens Antwort: "Google und Facebook sind zwar süchtig nach Daten, aber unbedenklich. Schließlich besitzen sie keine Streitkräfte, keine Drohnen, keine Raketen. Noch nicht." Eine Antwort, die viele Zuhörer erstmal schlucken lässt.

Weiter appellierte Snowden, den Schutz der Privatsphäre in einer zunehmend digitalisierten Welt nicht zu vernachlässigen. "Wenn man sagt, die Privatsphäre ist mir egal, ich habe nichts zu verbergen - dann ist das wie wenn man sagt, die Redefreiheit ist mir egal, ich habe nichts zu sagen", erklärte der 32-Jährige.

Neben den großen, politischen Themen wie Netzneutralität und Datensicherheit geht es auf der re:publica in diesem Jahr auch um Trends der digitalen Branche. Wie verändern virtuelle Technologien unser Leben? Und müssen wir Angst davor haben, wenn eine computergesteuerte Brille auf der Nase uns bald ein völlig neues Alltagsgefühl verspricht? Wie lebt und kommuniziert die jüngere Generation, die buchstäblich mit und im Internet großgeworden ist?

Vor allem Snapchat ist als neues soziales Netzwerk ein gefragtes Thema auf der Konferenz. Nicht jede Podiumsdiskussion oder jeder Vortrag liefert zufriedenstellende Antworten für die Besucher. Aber zumindest setzen sie Impulse, regen zur Diskussion und zum Nachdenken an. Und genau dafür fährt man ja auch zum Klassentreffen.

(siev)
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