VPN-Nutzer Netflix sperrt Schwarzgucker aus

Düsseldorf · Das Angebot an Serien und Filmen bei Netflix unterscheidet sich von Land zu Land erheblich. Daher versuchen viele Nutzer, die eingebaute Ländersperre zu umgehen und so beispielsweise auch in den Genuss des US-Angebots zu kommen. Damit ist jetzt Schluss, vorerst.

 Netflix plant ein weltweit einheitliches Angebot. Bis es soweit ist, werden Schwarzgucker ausgesperrt.

Netflix plant ein weltweit einheitliches Angebot. Bis es soweit ist, werden Schwarzgucker ausgesperrt.

Foto: Christoph Schroeter

Streaminganbieter wie Netflix, Amazon Video oder Maxdome könne sich freuen, ihr Geschäft boomt. Die Nutzerzahlen steigen stetig, die internationalen Player dehnen ihr Angebot auf immer mehr Länder aus.

Das Geschäft ist in Teilen aber auch mühsam. Für jedes Land müssen die Anbieter mit den Rechteinhabern über Lizenzen verhandeln: Ob, ab wann und wie lange eine Serie oder ein Film gezeigt werden darf, darüber muss für jedes Land eine eigene Vereinbarung getroffen werden. Netflix zum Beispiel ist mittlerweile in 190 Ländern vertreten, da gibt es viel zu verhandeln.

Aus diesem Grund gibt es die sogenannten Ländersperren, auch Geo-Blocking genannt. Das heißt, ein Nutzer aus Deutschland kann nicht auf das Angebot in Italien zugreifen, ein dortiger Nutzer nicht auf das in den USA und so weiter.

Weil aber zum einen das Verbotene so verlockend ist und es manchmal wirklich ärgerlich ist, wenn man auf eine bestimmte Serie lange warten muss, greifen viel Nutzer zu Tricks. Sie nutzen etwa Proxy-Server oder VPN-Tunnel, um dem Streamingdienst vorzugaukeln, ihr Rechner stünde nicht in Lünen, Leipzig oder Landshut, sondern in Syracuse, Springfield oder Seattle. Und schon hat man uneingeschränkten Zugriff auf das US-Angebot des Dienstes.

Das ist den Anbietern schon länger ein Dorn im Auge. Netflix etwa hatte Mitte Januar in einem Blogeintrag angekündigt, dieses Vorgehen unterbinden zu wollen. "Einige Mitglieder setzen Proxy-Server oder andere Mechanismen ein, um auf Titel zuzugreifen, die in ihrer Region eigentlich nicht verfügbar sind", schrieb Netflix-Vize-Präsident David Fullagar. Man werde dieses Problem lösen. "Daher wird es in den nächsten Wochen [...] nicht mehr möglich sein, auf Inhalte zuzugreifen, die in der eigenen Region nicht verfügbar sind."

Jetzt hat Netflix offenbar ernst gemacht. Seit Samstag, schreibt die Seite "heise.de", melden auch deutsche Netflix-Nutzer, nicht mehr auf ausländische Angebote zugreifen zu können.

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Erste Anbieter von VPN-Verbindungen haben bereits verkündet, einen Weg gefunden zu haben, die Netflix-Sperre zu umgehen, schreibt "Heise". Bis Netflix einen Weg gefunden hat, die Umgehung zu sperren.

Die Entscheidung für die Sperren ist für Netflix in diesem Fall ein politischer Schachzug. Für Kunden sind die Sperren zwar ärgerlich, sollen aber nur eine Übergangslösung sein. Das erklärte Netflix-Gründer Reed Hastings im Januar bei einem Besuch in Deutschland.

Bisher konnte Netflix immer nur Rechte an Produktionen für ein einzelnes Land erwerben. Netflix arbeite aber an einer "globalen Lizenz"", die solche Sperren künftig überflüssig mache, da der Katalog dann identisch ist, wie Hastings erklärte. In der Zwischenzeit muss der Streaming-Dienst aber auf die Forderungen der Inhalte-Anbieter eingehen.

So äußerte sich auch Netflix-Vize Fullagar in seinem Blogeintrag: "Wir freuen uns darauf, Mitgliedern weltweit die Möglichkeit zu geben, den Netflix-Dienst auch ohne den Einsatz von Proxy-Servern in seiner ganzen Fülle zu genießen. Auf dieses Ziel arbeiten wir stetig hin."

Bis es soweit ist, wird das Katz- und Mausspiel zwischen den Streaming- und den VPN-Anbietern weitergehen.

(csr)
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