Joggingtour durch Berlin Zuckerberg auf Gefällt-mir-Mission

Berlin · Seinen Berlin-Besuch nutzt der Facebook-Gründer gekonnt für Werbung in eigener Sache. Auch das Soziale Netzwerk dient ihm immer wieder als Plattform, um sein angekratztes Image aufzupolieren. Der frühere Außenseiter will gemocht werden.

Mark Zuckerberg joggt mit Bodyguards durch Berlin
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Mark Zuckerberg joggt durch Berlin

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Foto: dpa, pdz kno

Aha, er joggt also auch im grauen T-Shirt. Das Kleidungsstück ist inzwischen zu einem Symbol geworden. Es kennzeichnet den Facebook-Gründer Mark Zuckerberg genauso, wie es die schwarzen Rollkragenpullover beim verstorbenen Apple-Gründer Steve Jobs taten. Zuckerberg trägt es, während er seine Tochter Max in den Armen hält, während er an ahnungslosen Gästen auf der Mobilfunkmesse in Barcelona vorbeiläuft - und eben auch beim Joggen in Berlin, wo er - "ganz zufällig"- bei einem Lauf durch das Brandenburger Tor fotografiert wurde. Woher wir das alles wissen?

Natürlich von Facebook. Denn Zuckerberg nutzt das von ihm gegründete Netzwerk immer stärker, um am eigenen Image zu feilen: Sportlich, humorvoll, intelligent (in einem Video spricht er Mandarin), familiär - jedes Bild, jeder Beitrag ist eine Botschaft an die Welt. Seht her: Ich bin eigentlich ein netter Kerl.

Mit gerade mal 31 Jahren ist Zuckerberg einer der erfolgreichsten Internetunternehmer der Welt. Lange Zeit galt er aber auch als einer der unbeliebtesten. Spätestens mit dem Film "The Social Network" wurde ein Bild von ihm verbreitet, das ihn als hinterhältigen Fiesling zeigt. Auch wenn man Milliardär ist und einem die Schlagzeilen egal sein könnten: Schön ist das nicht.

Also wendet Zuckerberg die gleiche Taktik an, die sein Soziales Netzwerk bei Hetzkommentaren empfiehlt: Gegenrede. Statt Kommentare zu löschen, sollten die Menschen einfach verbal gegenhalten, argumentierte das Netzwerk immer wieder. So macht es auch Zuckerberg. Gegen die öffentliche Meinung setzt er die Macht seines 1,6-Milliarden-Menschen umfassenden Netzwerks. Hier kündigt er an, große Teile seines Vermögens in eine Stiftung zu überführen. Hier wirbt er für seine neuen Projekte, mit denen er unter anderem überall auf der Welt für Internet sorgen will.

Auch der Besuch in Deutschland ist Teil einer Charme-Offensive -denn hier war die Kritik wegen des geringen Einsatzes von Facebook gegen Hass-Kommentare besonders laut. Der öffentliche Druck wurde so groß, dass sich Facebook genötigt sah, zusätzliches Personal anzuheuern, das sich des Problems annimmt. Kritiker bemängeln, dass noch immer zu wenig passiere. Die Bundesregierung will Facebook daher genau auf die Finger schauen. "Wir werden sehr darauf achten, dass die beabsichtigten Maßnahmen auch umgesetzt werden", sagte Kanzleramtschef Peter Altmaier gestern nach einem Treffen mit Zuckerberg. Die Charme-Offensive - so ganz verfängt sie noch nicht.

(frin)
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