LeFloid Ein Youtuber hat die Gefühle nach den Attentaten am besten auf den Punkt gebracht

Düsseldorf · Youtube ist mehr als Schminktipps und Tüten auspacken. In seinem Video nach den Anschlägen in Paris bringt LeFloid in drei Minuten viele kluge Gedanken unter, die zeigen, dass auf der Plattform auch Raum für Politik ist.

 Florian Mundt (28) alias LeFloid hat seine Gedanken zu den Paris-Attentaten in seinem aktuellen Video geäußert.

Florian Mundt (28) alias LeFloid hat seine Gedanken zu den Paris-Attentaten in seinem aktuellen Video geäußert.

Foto: dpa

Als nicht nur die digitale Community auf ihn schaute, tat sich der Youtuber Florian Mundt alias LeFloid schwer. Er schlug sich zwar nicht so schlecht in seinem Interview mit Angela Merkel im Sommer, aber es war ihm anzumerken, dass es für ihn eine ungewohnte Rolle war.

LeFloid zeigt YouTube-Video zu den Anschlägen in Paris
Foto: afp, le

Was er draufhat, wenn er kann, wie er will, zeigt er mit seinem Clip zu den Anschlägen in Paris. Zwar ist jeder Gedanke zum Thema dank der sozialen Netzwerke schon geäußert worden, aber er fasst die relevanten darunter noch mal zusammen.

Hibbelt er sich sonst gerne durch seine Videos, die er in der eigenen Wohnung aufnimmt, hält er sich diesmal beinahe schon zurück in seinen Gesten. Nicht aber in seinen Worten. "Trauere ich um Paris?", fragt er gleich zu Beginn. "Nein, ich kenne dort niemanden und ich habe mich dabei ertappt, wie meine Empathie ganz schnell in eine andere Richtung schlug. Da geht man in sich und fragt: Was fühle ich eigentlich, wenn ich an die Attentate in Paris denke?" Seine Antwort: Erst Ohnmacht, dann Wut, dann Verachtung und Entsetzen "gegenüber Menschen, die sich aus welchem irregeleiteten Glauben auch immer herausnehmen, das Leben anderer Menschen herabzusetzen und im schlimmsten Fall zu beenden".

Doch er verurteilt nicht nur die Anschläge, er positioniert sich auch klar gegen die Versuche von rechts, die Anschläge zu instrumentalisieren. "Ich habe jetzt schon Magenschmerzen wegem dem ganzen Scheiß, den Neonazis auf den Straßen und die Rechtspopulisten aus den Parteien da rausschlachten wollen", sagt er in die Kamera und fügt hinzu: "Die Nazis verstehen nicht, dass sie keinen Deut besser sind. Andere Menschen herabwürdigen und vertreiben wollen, weil sie anders sind. Ihr und der scheiß IS, Ihr seid Brüder im Geiste." Seine Sorge: "Leben und leben lassen, das ist in unserer tollen modernen Gesellschaft schon lange nicht mehr drin."

Er findet auch kritische Worte für die Reaktion des französischen Präsidenten: "Sofort folgt der Akt der Rache für die Öffentlichkeit und es werden IS-Stellungen bombardiert. Herzlich willkommen in der Todesspirale." Diese Meinung muss man nicht teilen, doch sie führt zumindest zu dem Gedanken: Welche Antwort kann man überhaupt geben, wenn Gewalt doch wieder nur zu Gegengewalt führt?

Dass so viele Menschen nun den Slogan "Pray for Paris" teilen, hält er für gerechtfertigt, "dann aber auch Pray for Gaza, Pray for East Africa und Pray for Syria, wo die Menschen vor dem flüchten, was uns Paris vor Augen geführt hat". Er schließt mit den deprimierenden Worten: "Der Mensch reduziert sich in Summe und Menschlichkeit einfach selbst."

3:45 Minuten sind da vergangen. Klare, kluge und ehrliche Minuten. Wir sollten darüber länger als 3:45 Minuten nachdenken.

(seda)
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