Internet Der Breitband-Ausbau in Nordrhein-Westfalen stockt

Düsseldorf · Die Ballungsräume sind versorgt, aber auf dem Land fehlt es an guten Internetanbindungen. Dabei brauchen gerade die ländlichen Regionen gute Datenautobahnen - sonst bluten sie wirtschaftlich aus.

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Weil es dort noch immer kein ausreichend schnelles Internet gibt, droht großen Teilen von NRW das wirtschaftliche Abseits. Das geht aus aktuellen Unterlagen des NRW-Wirtschaftsminsteriums für den Wirtschaftsausschuss des Landtages hervor.

Demnach entwickelt sich die Breitband-Versorgung in NRW höchst unterschiedlich: Während die Ballungsräume bereits gut mit schnellen Datenautobahnen versorgt sind, gibt es im ländlichen Raum große Gebiete, in denen kaum jemand auf eine Datenübertragungsrate von mehr als 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/S) zugreifen kann. Das ist der Schwellenwert für moderne Standard-Anwendungen wie das zügige Herunterladen von Filmen. Darüber verfügen in NRW nur 71 Prozent der Bevölkerung.

Breitbandausbau: So schnell ist das Internet in NRW
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Große Unterschiede: So schnell ist das Internet in der Region

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Schnelle Übertragungsraten bedeuten nicht nur mehr Komfort für private Nutzer. Für die Wirtschaft sind sie "längst die wichtigste Infrastruktur-Voraussetzung für Wohlstand und Jobs", so der Internet-Experte Fritz Rötting von der IHK Aachen. Hintergrund: Die Unternehmen wickeln im Rahmen der internationalen Arbeitsteilung immer mehr Prozesse online ab.

Führte beispielsweise vor größeren Reisen früher kein Weg am Reisebüro vorbei, werden inzwischen 40 Prozent der Urlaube online verkauft. Neben dem Internet-Handel braucht die Wirtschaft leistungsstarke Internetanschlüsse für Videokonferenzen, die Fernsteuerung von Anlagen, die gleichzeitige Bearbeitung von Dokumenten von verschiedenen Standorten aus und den Zugriff auf Datenbanken. Rötting: "Gerade ländliche Regionen, wo die Wirtschaft mangels Nachfrage und Infrastruktur oft ohnehin auf dem Rückzug ist, brauchen zügig schnelles Internet zum Schutz vor dem eigenen Aussterben." Freiberufliche Ingenieure etwa, die ihre Konstruktionszeichnungen online verschicken, "können sich gar keinen Wohnort mehr mit schlechtem Internet erlauben", so der IHK-Experte. Studien zufolge nimmt das Wirtschaftswachstum durch eine um zehn Prozent verbesserte Breitbandversorgung um 1,5 Prozent pro Jahr zu.

Für die Anbieter lohnt sich der Ausbau im ländlichen Raum aber meist nicht. Zum einen sind die Erschließungskosten hoch, weil die Kabel erst dorthin verlegt werden müssen. Zum anderen leben dort weniger Menschen, die diese Kosten refinanzieren. Umso wichtiger ist die öffentliche Förderung. NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) sagt zu, "bis 2018 den fast flächendeckenden Ausbau der Hochleistungsnetze mit schneller Übertragungsrate sicher zu stellen". Dazu sollen die ländlichen Regionen in NRW bis 2020 mit gut 60 Millionen Euro unterstützt werden. Weiteres Geld soll aus der Versteigerung neuer Mobilfunk-Frequenzen zusammenkommen. Reicht das?

Im bundesweiten Vergleich der Flächenländer steht NRW mit seiner Versorgungsquote von 71 Prozent an der Spitze. Laut Breitband-Bundesverband Breko folgen Baden-Württemberg (69 Prozent und Schleswig-Holstein (68). Schlusslicht ist Sachsen-Anhalt mit nur 32 Prozent.

Andererseits wächst die Versorgung in NRW langsamer als etwa in Bayern. Nach Berechnungen des CDU-Internetexperten im Landtag, Hendrik Wüst, war der Zuwachs in Bayern in den vergangenen 18 Monaten rund zehnmal so schnell wie in NRW. Wüst: "Wenn wir diese Ausbaudynamik beibehalten haben wir erst 2029 auch auf dem Land flächendeckend gutes Internet."

(RP)
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