700.000 Meilen abgefahren Google: Das selbstfahrende Auto kann jetzt Stadtverkehr

San Francisco · Es fasziniert, löst aber auch Skepsis aus: Das selbstfahrende Auto von Google. Seit fast zwei Jahren war es still um die Projekt des Internet-Konzerns. Nun meldet Google: Das selbstfahrende Auto kann jetzt auch den Stadtverkehr meistern. Ein Stück Science-Fiction kommt dem Alltag näher. Trotzdem müssen nicht nur die Entwickler noch etliche Meilen zurücklegen.

So sieht Googles selbstfahrende Auto aus
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Foto: afp, kb/ljm

Jetzt hat Google einen neuen Einblick in die Entwicklung des Autos gegeben. Seit der letzten Mitteilung zu dem Auto im Sommer 2012 seien die Ingenieure "optimistischer, was das Ziel angeht, ein Auto zu entwickeln, dass ohne menschliche Einmischung fährt", teilte Google am Montag mit. Das Fahrzeug habe seitdem 700.000 Meilen auf den Straßen von Mountain View zurückgelegt, Googles Unternehmenssitz in Kalifornien, und dabei die Software verbessert. Google testet das selbst fahrende Auto seit 2010.

Herausforderung Stadt

Die Erkenntnis der Ingenieure bei den Tests sei, dass es viel komplizierter ist, eine Meile in der Stadt zu fahren, als auf der Landstraße, erklärte Google. In der Stadt gebe es hunderte verschiedene Objekte, die sich gemäß unterschiedlichen Regeln auf engem Raum bewegen, erklärte Projektleiter Chris Urmson. Google habe die Software aber nun so weit verbessert, dass sie Hunderte von verschiedenen Objekten gleichzeitig erkennen könne.

"Fußgänger, Busse, ein von einem Verkehrspolizisten hochgehaltenes Stoppschild oder einen Fahrradfahrer, der Zeichen gibt, dass er möglicherweise abbiegen will", nannte Urmson als Beispiele. Ein autonomes Auto könne all diese Dinge auf eine Weise registrieren, wie es einem Menschen physisch unmöglich sei - und das Auto sei niemals müde oder abgelenkt.

Google stellte dieses Video ins Netz, das zeigt, wie das selbst fahrende Auto über Baustellen fährt, auf Fußgänger und Radfahrer reagiert und auch Bahnübergänge registriert. "Es hat sich gezeigt, dass das, was für das menschliche Auge ziemlich chaotisch und zufällig ist, für einen Computer ziemlich vorhersagbar ist", erklärte Urmson.

Es gebe allerdings noch viele ungelöste Probleme, gab der Projektchef zu. Das autonome Auto müsse zunächst noch mehr Straßen in Mountain View abfahren, bevor Tests in einer anderen Stadt begonnen würden. Zugleich aber könne die Software "mit Tausenden von Situationen, die uns vor zwei Jahren noch Kopfschmerzen gemacht haben, nun umgehen".

Für 2018 ist der offizielle Start des Google-Autos geplant. Allerdings gibt es bis dahin noch viele Herausforderungen nicht nur für Google, sondern auch für die Konkurrenz und die Hüter der Straßenverkehrsordnung.

Google fordert Autobauer heraus

Seit dem der Internet-Konzern die Entwicklung des Autos bekanntgegeben hat, ist auch die Konkurrenz gefragt. Die Liste der Hersteller, die auch an Prototypen arbeiten ist lang: Audi, BMW, Daimler, Ford, Mercedes-Benz, Nissan, Renault, Tessla, Toyota oder Volvo gehören dazu. Viele Hersteller erwarten für 2020 Automodelle, die in den Autopiloten-Modus wechseln können.

Gesetze bremsen Entwicklung aus

Seit dem vergangenen Sommer dürfen in den USA in Washington DC, Nevada, Florida und Kalifornien autonome Fahrzeuge zu Testzwecken am Straßenverkehr teilnehmen. Auch in Großbritannien sind Testfahren erlaubt. Ab 2015 dürfen in Kalifornien autonome Fahrzeuge auch regulär unterwegs sein. Weltweit müssen Gesetze angepasst werden, damit eine frei Fahrt möglich ist.

Auch Versicherungen müssen Wege finden um mit dem Thema umzugehen. Wer haftet für einen Schaden, wenn ein selbstfahrendes Auto in einem Unfall involviert ist? Viele Fragen sind noch ungeklärt.

54 Millionen selbstfahrende Autos in 20 Jahren

Der Blick in die Glaskugel zeigt aber: 2050 wird der kommerzielle Verkehr fahrerlos abgewickelt, erwartet die aktuelle IHS-Automotive-Studie. Demnach soll 2025 der Durchbruch kommen und zehn Jahre später soll die Zahl der autonomen Fahrzeuge weltweit bei 54 Millionen liegen.

Trauen Autofahrer der Zukunft?

Fast jeder zweite Deutsche ist jedoch skeptisch, das Lenkrad aus der Hand zu geben. Fast jeder Vierte ist sogar ganz dagegen, wie eine Erhebung vom Marktfoschungsunternehmen Puls zeigt. Mangelnder Fahrspaß und kein Vertrauen in die Technik werden als Grund für die Skepsis genannt. Immerhin 70% sind offen gegenüber einer Teilautomatisierung, wie einer Einparkhilfe.

Hier versuchen die Autohersteller schon jetzt zu helfen: Sie arbeiten nicht nur an den vollautomatisierten Fahrzeugen oder sprechen mit den Gesetzesgebern über Änderungen, sondern versuchen auch die Autofahrer an die neue Technik zu gewöhnen. Schritt für Schritt werden neue Automatisierungen eingeführt, die den Fahrer an den Autpiloten gewöhnen sollen. Schon heute gibt es Assistenten, die das Einparken in eine Lücke übernehmen. In Kürze funktioniert dies auch, wenn die Insassen bereits ausgetiegen sind.

Doch vor allem Googles Pionierarbeit rund um das selbstfahrende Auto scheint sich auszuzahlen: Laut einer KPMG-Studie vertrauen Autofahrer dem technischen Know-How von Google. Sie würden lieber ein Google-Auto kaufen, als das autonome Auto von einem traditionellen Hersteller.

Lesetipp: Wie funktionieren eigentlich autonome Fahrzeuge? Das wird im Blog Zukunft Mobilität erklärt.

(AFP, dafi)
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