Regierung probt mit Lükex den Hackerernstfall Eine Cyber-Übung nahe an der Realität

Berlin · Das komplette öffentliche Leben steht still - alles wegen eines Hackerangriffes. Was klingt wie aus einem Film, wird seit Mittwoch als Ist-Zustand angenommen, in einer groß angelegten Simulation der Bundesregierung mit dem Namen Lükex. Die Übung kommt nicht von ungefähr, denn gerade die vergangenen Monate habe gezeigt, wie real der Cyber-Krieg bereits ist.

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Foto: dapd

Zwölf Bundesländer sind beteilgt an dem zweitägigen Cyber-Manöver, fünf davon intensiv: Hamburg, Niedersachsen, Hessen, Thüringen und Sachsen. Auch das erst kürzlich eingeweihte nationale Cyber-Abwehrzentrum und Geheimdienste machen mit bei der Katastrophenübung.

Simuliert werden soll ein Angriff auf das IT-Rückgrat der Bundesrepublik, Störungen in den Bereichen Verkehr, Finanzen, Telekommunikation und öffentlicher Verwaltung. Im Prinzip also wird alles lahmgelegt, was das öffentliche Leben ausmacht. Soweit ist es in der Realität zwar noch nicht, doch im vergangenen Jahr gab es bereits rund 60.000 Fälle von CYber-Kriminalität.

Der Fall Stuxnet

Viele Fälle davon betreffen kleinere Hackerangriffe, etwa auf Bankdaten von Bürgern. Doch die Waffe Internet ist auch schon in großem Stil eingesetzt worden. Für Aufregung sorgte etwa der enorme Hackerangriff auf Sony, wobei Passwörter und Kundendaten entwendet worden waren. Auch die Politik ist schon lange nicht mehr gefeit vor großangelegten Angriffen.

Und genau aus diesem Grund hat sich die Bundesregierung in der diesjährigen Katastrophenübung diesem Thema angenommen haben. Denn seit bekannt wurde, dass die iranische Atomanlage Buschehr Opfer eines Hackerangriffs - durch den Virus Stuxnet - geworden war, ist das Wort des Cyber-Krieges in aller Munde. Dass Regierungen bereits von anderen ausspioniert werden, vermuten Experten ohnehin schon länger.

Und es sind hochsensible Daten, auf die es die Hacker abgesehen habe. So wurde im Juni etwa der Internationale Währungsfonds IWF Opfer einer Cyber-Attacke. Ziel waren die Finanzdaten mehrerer Länder. Schon damals gingen Experten davon aus, dass eine Regierung hinter dem Angriff stecken könnte.

Immer wieder Vorwürfe an China

Auch der Rüstungskonzern Lockheed Martin hat es bereits erwischt. In Norwegen gab es Datenspionage in den Bereichen Öl und Energie. Daran lässt sich deutlch machen, das gerade Informationen über Waffentechniken, also alles was sicherheitstechnisch relevant ist, durchaus auch für politische Gegner interessant ist. Denn ein Cyber-Krieg lässt sich anzetteln, ohne dass sofort der Absender ausfindig zu machen ist - und ohne dass Soldaten vor Ort einen blutigen Tod sterben müssen.

Besonders China steht vonseiten der USA immer wieder im Verdacht, sich des Internets als Quelle für Angriffe zu bedienen. So hatte im Juni dieses Jahres der ehemalige Sicherheitsbeauftragte des Weißen Hauses, Richard Clarke, in einem Bericht des "Wall Street Journal" angedeutet, dass das Reich der Mitte Industriespionage betreibe und sensible Daten aus US-behörden stehle. Ein Vorwurf, den China immer wieder zurückweist.

Die USA scheinen sich ohnehin schon auf den Ernstfall per Cyber-Krieg eingestellt zu haben. Nicht nur, dass sie Hackerangriffe zu einem Kriegsgrund erklären wollen, auch sollen sie selbst bereits einen solchen Krieg geplant haben. die "New York Times" hatte berichtet, dass die Regierung Computersysteme des Militärs hacken wollte und die Kommunikation außer Gefecht setzen wollte.

Letzlich habe man sich laut dem Bericht dagegen entschieden, um nicht andere Länder dazu zu motivieren, ebenfalls einen solchen Angriff zu starten. Doch die Frage ist, wie lange es noch dauert, bis der erste Staat den Startschuss gibt. Die Bundesregierung jedenfalls will für den Ernstfall gerüstet sein - und simuliert mit Lükex.

(das)
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