Melina Sophie Baumann beim Webvideopreis 2017 Die Ernste in der bunten Videowelt

Düsseldorf · Sie spielt mit ihrem Hund. Sie macht einen Ausflug zum Strand. Sie beantwortet Fragen von Fans. Sie nimmt den Zuschauer mit auf Reisen. Sie lacht, mal alleine, mal mit anderen – aber immer viel. Melina Sophie Baumann aus Minden könnte der Prototyp des netten Mädchens sein, das auf YouTube seine heile Welt präsentiert.

 Milena Sophie wurde 2016 bereits als „Person of the Year“ ausgezeichnet, in diesem Jahr ist sie für ihr Video „#TUTETWAS“ geehrt worden.

Milena Sophie wurde 2016 bereits als „Person of the Year“ ausgezeichnet, in diesem Jahr ist sie für ihr Video „#TUTETWAS“ geehrt worden.

Foto: Webvideopreis

Sie spielt mit ihrem Hund. Sie macht einen Ausflug zum Strand. Sie beantwortet Fragen von Fans. Sie nimmt den Zuschauer mit auf Reisen. Sie lacht, mal alleine, mal mit anderen — aber immer viel. Melina Sophie Baumann aus Minden könnte der Prototyp des netten Mädchens sein, das auf YouTube seine heile Welt präsentiert.

Immer schön, immer sorglos. Aber so einfach wie Facebook, Instagram und Co. uns es einreden wollen, ist das Leben ja bekanntlich nicht. Und so ist auch der Kanal von Melina Sophie alles andere als nur weiche Kost, sind ihre Videos ein ernster Kontrapunkt zur bunten YouTube-Welt, sind persönlich, politisch. So wie das Video "#TUTETWAS" aus dem Oktober 2016. Für dieses ist die Bloggerin jetzt in der Kategorie "Opinion" bei dem Webvideopreis ausgezeichnet worden.

Mit verquollenen Augen sitzt Melina Sophie darin vor der Kamera und weint. Sie ist ungeschminkt, die Haare sind zerzaust, die 21-Jährige ist sichtlich mitgenommen. Der Grund: Auf einem Video hat sie zuvor gesehen, wie ein Mädchen von mehreren anderen Mädchen verprügelt wird bis es blutet. "Das verdient niemand", sagt die YouTuberin mit ernster Miene. In einer emotionalen Rede appelliert sie anschließend an Opfer und Zeugen solcher Gewalttaten, sich das nicht gefallen zu lassen und Hilfe zu holen. "Geht zur Polizei, denn diese Menschen verdienen eine Strafe", sagt sie in scharfem Tonfall. Eltern, Vertrauenslehrer — sie alle könnten helfen. Opfer sollten sich nicht schämen, sondern stärker sein als ihre Peiniger. Sagt etwas, tut etwas! Das ist die finale Botschaft von Melina Sophie. In Videos wie diesen zeigt die sonst so fröhliche Bloggerin immer wieder ihre ernste Seite — und trifft damit offenbar einen Nerv bei den Nutzern: Mehr als 1,7 Millionen Abonnenten hat der nach ihr benannte Kanal auf YouTube, Hunderttausende Male werden die Videos, von denen jede Woche ein neues dazukommt, angeschaut.

Auf einem separaten Gaming-Kanal hat Melina Sophie außerdem zeitweise Videos von Computerspielen veröffentlicht. Für all das wurde sie schon einmal mit dem Webvideopreis ausgezeichnet: 2016 erhielt sie als weibliche "Person of the Year" die Auszeichnung. Eines der berühmtesten und persönlichsten Videos der YouTuberin stammt aus dem Jahr 2015: Darin outet sich Melina Sophie als lesbisch und berichtet, wie sie Freunden und Eltern davon erzählt hat. Mehr als fünf Millionen Mal wurde das Video seither aufgerufen.

Tabus gibt es in ihren Videos nicht: Auch über das Thema Essstörungen spricht Melina Sophie oder beantwortet ganz persönliche Fragen ihrer Fans. Wer allerdings nun glaubt, das sei immer nur ernst, liegt falsch. Die Bloggerin nähert sich auch auf humorvolle Art vergleichsweise schwierigen Themen, etwa wenn sie davon berichtet, welche Vorurteile gegenüber Homosexuellen sie besonders ärgern. Es macht Spaß, ihr zuzugucken — auch, weil man sieht, wie Melina Sophie von Video zu Video im Laufe der Jahre erwachsener wird, sich ein wenig von der YouTube-Teeniewelt löst. Das hat sie inzwischen auch örtlich getan: Seit ein paar Monaten lebt die 21-Jährige auf Island — und hat vor kurzem (natürlich per Video) verkündet, dort bleiben zu wollen.

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