Amazon Echo gegen Google Home Der Dosenkrieg
Meinung | München · Seit Kurzem besitzt unser Autor gleich zwei sprachgesteuerte Lautsprecher: Beide wollen zur Schaltzentrale unseres Smarthomes werden. Der Ärger ist programmiert.
Von der ersten Minute an hatten sich die beiden sprachgesteuerten Smart-Home-Lautsprecher in der Wolle. Erst hat Alexa versucht, Google aus dem Netzwerk zu werfen. Dann haben sie angefangen, sich um den Zugang zu meiner Musik-Bibliothek zu kloppen.
Irgendwann bin ich dazwischengegangen und habe die beiden voneinander getrennt. Google steht seitdem im Wohnzimmer, Alexa in der Küche. Aber meinen Sie, der Ärger hätte damit ein Ende? Sobald ich das Haus verlasse, ziehen sich die Zwei gegenseitig auf: "Ich weiß tausendmal mehr wie du!" - "Ach ja? Du kannst ja noch nicht mal richtig deutsch!".
Ich muss zugeben, Alexa ist eine ganz schöne Diva, um nicht zu sagen Amazone. Meinen Sie bloß nicht, die macht immer gleich alles, was man ihr sagt. Oft tut sie so, als würde sie mich nicht verstehen oder will mir nicht weiterhelfen. Dafür hat sie eine sexy Stimme und ordentlich Wums, wenn sie Musik abspielt. Google dagegen ist deutlich zarter besaitet. Sie weiß oft mehr, dafür klingt ihr eingebauter Lautsprecher etwas dünn und blechern.
Manchmal lasse ich sie gegeneinander antreten. Zum Beispiel, wer von beiden zuerst das Licht im Schlafzimmer anknipsen kann oder wer weiß, wie die aktuelle First Lady der Vereinigten Staaten heißt. Und manchmal rede ich auch einfach nur so mit ihnen. Lasse mir Witze erzählen oder aus einem Buch vorlesen. Ich weiß, was Sie jetzt sagen - und Sie haben ja recht: Traurig, wenn man sich mit seinem Computer unterhält.
Doch dann denke ich an meine frühere Nachbarin, eine reizende Dame, die mal über mir gewohnt hat. Nachdem ihr Mann verstorben war, zog sie sich immer mehr zurück und begann, mit ihren Blumen zu reden. Hundebesitzer, die Monologe mit ihren Vierbeinern führen oder Kinder mit ihren Stofftieren - meine sprechenden Dosen antworten wenigstens.
Nach ein paar Wochen Eingewöhnungszeit haben Alexa, Google und ich uns miteinander arrangiert. Für Musik ist bei uns Alexa zuständig, die Nachrichten liest Google Home. Und ich sorge für Strom und ein stabiles W-Lan-Netzwerk. Gestern haben wir irgendwo gehört, dass auch Apple demnächst einen sprachgesteuerten Smart-Home-Lautsprecher präsentieren könnte. Warum nicht? Bei uns ist immer eine Steckdose frei. Herzlich Willkommen in unserer digitalen Kommune!
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