Pokémon Go im Krefelder Stadtwald "Die spielen doch nicht alle Pokémon?"

Krefeld · Mehr als 100 Pokémon Go-Spieler haben sich am Mittwochabend im Krefelder Stadtwald versammelt, um virtuelle Monster zu jagen. Einige sprechen von der "Erfüllung eines Kindertraums".

Krefeld: Pokémon Go-Fans treffen sich im Stadtwald
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Pokémon Go-Treffen im Krefelder Stadtwald

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Auf dem Spielplatz vor dem Krefelder Stadtwaldhaus spielen Kinder Fangen. Keine zwei Meter daneben stehen zwei Zwanzigjährige und spielen - Fangen. Die kleinen Kinder fangen einander, die großen fangen Zeichentrick-Monster auf ihren Smartphones. Mehr als 100 Pokémon-Fans haben sich am Mittwochabend rund um den Biergarten im Krefelder Stadtwald versammelt. Der Biergarten ist ein sogenannter Pokéstop im Smartphone-Spiel "Pokémon Go". Das bedeutet, dass sich hier besonders viele Pokémons, also Taschenmonster, tummeln.

Der Hype um das Spiel, in dem die Spieler in ihrer realen Umwelt rund 150 verschiedene fiktive kleine Monster fangen müssen, ist ungebrochen. Der typische Pokémon-Spieler ist in seinen frühen Zwanzigern, war schon als Kind der 90er Jahre Fan des Gameboy-Spiels oder der Zeichentrickserie und spielt, bis der Akku leer ist. Profis haben eine Powerbank dabei, einen externen Akku. Außerdem braucht es natürlich einen Internetzugang. Für Alex, 22, sieht es nicht gut aus. "Kein Netz", sagt er. Wird erstmal nichts mit der Monsterjagd.

"Für mich ist Pokémon Go wie die Erfüllung eines Kindertraums", sagt Marvin Schulte. Wenn der 24-jährige Krefelder, der das Fantreffen im Stadtwald organisiert hat, als Kind in den 90ern auf dem Gameboy das Pokémon-Spiel spielte, habe er sich oft überlegt, wie toll es wäre, die kleinen Monster auch "im echten Leben" fangen zu können. Die Smartphone-App macht das jetzt möglich. Sie zeigt zunächst eine GPS-Kartenansicht der Gegend, in der sich der Spieler aufhält. Taucht ein Pokémon auf, schaltet der Spieler die Kamera-Funktion am Smartphone ein. Dann entsteht der Eindruck, dass Zeichentrick-Monster sitze auf dem Rasen im Stadtwald. Im Fachjargon spricht man von "Augmented-Reality", zu Deutsch "erweiterte Realität". Mit einem Tipp auf das Display, einem Wisch und etwas Glück ist das Monster eingefangen.

"Ich hab als Kind immer die Serie geguckt und habe noch Pokémon-Plüschtiere zu Hause", erzählt die 17-jährige Janine, die mit ihren Freunden Lukas und Pascal, beide ebenfalls 17, zu dem Fantreffen gekommen ist. Von der Veranstaltung erfahren haben sie über Facebook. Dort sind die Spieler gut vernetzt. Es gibt gleich mehrere Gruppen, in denen sich Pokémon-Go-Fans aus Krefeld austauschen. "Ich habe Facebook-Freunde eingeladen, die haben auch wieder Freunde eingeladen und so weiter", erzählt Osman. Der 25-jährige Krefelder ist ebenfalls ein Pokémon-Fan der ersten Stunde und spielt das Smartphone-Spiel seit etwa einer Woche, zunächst über einen ausländischen Server. Erst seit Mittwoch gibt es die App offiziell in Deutschland.

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Foto: dpa/Silas Stein

"So kommen die Gamer auch mal raus"

Pokémon Go ist kein Spiel, das man isoliert in der stillen Kammer spielt. Im Gegenteil: Die Spieler müssen vor die Tür. "Ist doch gut, so kommen die Gamer auch mal raus", findet eine Mitarbeiterin des Stadtwaldhauses, die sich das Schauspiel mit ihren Kolleginnen vom Ausschank aus ansieht. Schulte motiviert sich mit dem Spiel sogar zum Sport: "Ich fahre Inliner und fange unterwegs ein paar neue Pokémons ein", sagt er.

Bei den Passanten im Stadtwald sorgt der Tross der Pokémon-Fans für Aufsehen. "Die spielen doch nicht alle Pokémon?", fragt ein Mann, der mit seinen Kindern zum Sommerferienprogramm "Spiel ohne Ranzen" gekommen ist. Doch, die spielen alle Pokémon. Nach rund einer Stunde leert sich der Platz um den Biergarten langsam. Nach Hause geht es für die meisten Spieler aber noch nicht. Sie ziehen in Gruppen durch den Park, weiter auf der Suche nach kleinen virtuellen Monstern.

(lsa)
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