Gamescom 2015 startet Die wollen nur spielen

Köln · Mehr als 330.000 Besucher aus ganz Europa werden bis Sonntag nach Köln kommen, um auf der weltgrößten Computerspielmesse Gamescom die neuesten Videospiele auszuprobieren. Ein Rundgang durch die Messehallen.

Gamescom 2015: Fotos von der Computerspielemesse in Köln
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Impressionen der Gamescom 2015 in Köln

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Foto: dpa, htf

Er hängt bedrohlich von der Hallendecke und berührt fast den Boden - bereit die Laserkanonen abzufeuern, um jeden Widerstand zu brechen: ein "Tie-Fighter X1" im Maßstab eins zu eins, ein Raumschiff des bösen Lords Darth Vader aus dem ersten "Star Wars"-Film von 1977.

Mittlerweile gehören die Filmrechte der Kult-Saga dem Disney-Konzern. Das Unternehmen hat in der Halle 7 der Kölner Spielemesse Gamescom keine Mühen gescheut, um die Besucher auf den neuen "Krieg der Sterne" einzustimmen - und damit auch die eigene Infinity-Spieleserie zu vermarkten: Mit der kann man sich in einen eher kindgerechten, comichaften, virtuellen Sternenkrieg stürzen.

Nach dem Kauf des Basisspiels lassen sich zudem immer wieder neue Figuren bestellen, um sich anderen Herausforderungen zu stellen. Solche sogenannten In-Game-Käufe sind ein lukratives Geschäft für die Industrie.

Direkt gegenüber hat Sony auf 2500 Quadratmetern nicht nur groß aufgefahren, sondern vom Künstler Ollanski ein Papiermodell des Kölner Doms aufbauen lassen. "Um unsere Verbundenheit mit Köln zu demonstrieren", sagt eine Mitarbeiterin. "Und um die Brücke zum Spiel ,Tearaway unfolded' zu schlagen."

Das entführt in eben diese Papierwelt, um dort fantasievolle und liebevoll inszenierte Aufgaben zu erledigen. Alles dreht sich dabei um Papier, wie man es faltet oder zerreißt. Die Japaner sind merklich stolz auf ihr innovatives Spiel - und auf die bislang mehr als 1,6 Millionen Konsolen vom Typ Playstation 4, die in Deutschland in weniger als zwei Jahren verkauft worden sind.

Der große Konkurrent Microsoft mit seiner "Xbox One" hat weniger als 380.000 erreicht. Die Zwei-Millionen-Marke könnte Sony noch in diesem Jahr knacken. "Weltweit sind es schon mehr als 25 Millionen", sagt Guido Alt, PR-Chef von Sonys Computer Entertainment Branche in Deutschland.

Und "das nächste große Ding" soll 2016 auf den Markt kommen: "Project Morpheus". Dahinter verbirgt sich eine Brille, die es dem Spieler erlaubt, direkt in die virtuelle Welt einzutauchen - und sich dort wie in der realen umzusehen. Im ersten Test bietet das tatsächlich ein sehr intensives Erlebnis, das die natürliche Distanz zwischen Spieler und Fernseher durchbricht. Allerdings ist Sony damit nicht alleine: Auch bei HTC mit "Vive" oder "Oculus Rift" arbeitet man an solchen Brillen. Ebenso wie bei Microsoft.

Am Stand des US-Unternehmens konzentriert man sich derzeit aber lieber auf die Gamescom-Gegenwart: Die Ankündigung, dass nun viele Spiele für die alte Konsole Xbox 360 auch auf der neuen One laufen werden, hat das angekratzte Renommee aufpoliert und soll den Verkauf ankurbeln.

Ein weiterer Grund für den verhaltenen Optimismus: Das neue Betriebssystem Windows 10 wird im November auch für die Xbox One verfügbar sein. Der Vorteil für den Nutzer: Er kauft nur einmal ein Spiel, das dann trotzdem sowohl auf dem PC als auch auf der Konsole verfügbar ist.

Die Stimmung trübt indes der nächste Auftritt der bald 20 Jahre alten Videospiel-Ikone Lara Croft: "Rise of the Tomb Raider" ("Aufstieg des Grabräubers") wird am 13. November zunächst exklusiv für die Xbox One angeboten.

Doch in dem auf der Gamescom gezeigten Spiel wird die ehemals gewitzte und stilvolle Archäologin zur brutalen Actionheldin. Wie ein John Rambo kämpft sie sich mit Pfeil und Bogen oder Schrotflinte durch Gegnerscharen. Für viele langjährige und damit auch etwas ältere Fans von Lara Croft passt das nicht mehr zu der Figur, die sich für sie zunehmend von ihren Wurzeln entfernt.

Gute Stimmung herrscht dagegen beim Stand der erfolgreichen Militär-Spielreihe "Call of Duty", die mit "Black Ops III" nun die oft kritisierten immer gleichen Spielprinzipien der Reihe innovativ durchbrechen möchte. Die Spielszenen sind indes zu kurz, um das tatsächlich beurteilen zu können.

Auch bei der Fußballsimulation "Fifa 16" drängen sich wie in jedem Jahr die Massen. Seit der Ankündigung, dass nun auch zwölf Frauen-Nationalmannschaften digital vertreten sein werden, "haben die Vorbestellungen bei mir im Vergleich zum Vorjahr stark zugenommen", sagt ein Spielehändler, der sich auf der Gamescom über Trends informiert möchte. Er steht zwischen einigen Frauen und Mädchen, die nun in Fifa auch ein Spiel für sich entdecken.

Virtuelle Welten faszinieren eben beide Geschlechter. Laut Branchenverband Bitkom sind in Deutschland 43 Prozent aller Männer "Gamer" - und 42 Prozent aller Frauen.

(RP)
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