Hannover Cebit zeigt Tickets, die unter die Haut gehen

Hannover · Zum 30. Mal findet in Hannover die Technologie-Messe statt. Ab heute zeigen 3300 Aussteller Neuheiten zur Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. Darunter sind auch Roboter für Kreuzfahrtschiffe.

Cebit 2016: Digitale Neuheiten und Roboter für Kreuzfahrtschiffe
Foto: dpa

Pepper wollte nicht: Auf der heute offiziell startenden Computer-Messe Cebit wurden dem kleinen Roboter die auf ihn gerichteten Mikrofone und Kameras der Reporter einfach zuviel. "Er ist schüchtern", entschuldigte Nicolas Boudot von der Firma Aldebaran den Aussetzer seines emotional auf Umweltreize reagierenden Empfangs-Roboters. 20.000 von ihnen wurden weltweit bisher verkauft. Nun sollen sie als Gäste-Betreuer auf den Kreuzfahrtschiffen Einzug halten, erklärte Boudot.

Der Roboter ist nur einer der Hingucker bei der heute öffnenden Technologie-Schau. Die Cebit, die bis Freitag läuft, bleibt dem Mega-Trend Digitalisierung auch in diesem Jahr treu. Ob selbstfahrende Autos oder Kleider aus dem 3D-Drucker, wie sie die Deutsche Telekom bei einer Wearables-Modenschau zeigte: Sie ermöglicht zahlreiche neue Chancen, Risiken und Geschäftsmodelle für Industrie und Gesellschaft.

Technologie kann auch im wahren Sinn des Wortes unter die Haut gehen. Unter dem Motto "Wir gehen tiefer" stellt etwa die junge Firma Digiwell Chips vor, die als Implantate etwa Zugangskarten für Türen ersetzen können. An dem einen Stand werden Roboter zum Menschen gemacht, und hier Menschen zum Roboter? Solche Skepsis versteht Firmenvertreter Patrick Kramer, meint aber: "Der Mensch wird irgendwann Bestandteil des Internets werden, wir sind schon auf dem Weg dahin." Für Aufsehen sorgte im Januar ein schwedischer Software-Manager, der für einen Flug von Stockholm nach Paris statt eines Boarding-Passes einen Funk-Chip in seiner Handfläche ans Lesegerät hielt. Kramer, der als "Cyborg" selbst einen Chip unter der Haut trägt, macht die zwiespältigen Gefühle am Alter fest: "Für 15-Jährige ist das Ganze wie die neuste Playstation". Bei den 20- bis 40-Jährigen dagegen hielten sich Neugier mit Skepsis die Waage.

Debatten wurde auch beim Vodafone-Stand laut, wo die Video-Polizei mit vernetzter BodyCam vorgestellt wurde. Die an der Brust angebrachte Kamera zeigt auf einem kleinen Bildschirm, wen oder was sie aufnimmt und überträgt beweissichere Daten an die zuständigen Behördenstellen. "Wir zeigen, was technisch möglich ist und sind wegen der technischen Anwendung in Gesprächen mit den entsprechenden Stellen", sagte Sprecher Markus Teubner. Mitte des Jahres soll die neuartige Kamera auf den Markt kommen. "Ich bin relativ sicher, dass wir in drei bis fünf Jahren einige Polizisten oder Feuerwehrleute damit im Einsatz sehen werden", meinte Christoph Thomas vom Vodafone-Partner Motorola. Und der Datenschutz? "Ist ein wichtiges Thema", gab er zu, erklärte aber: "Der Aufgenommene sieht sich ja selbst auf dem Monitor." Die Messe stellt nicht nur Neuheiten vor, sondern versteht sich auch als Seismograph für die damit verbundene gesellschaftliche Debatte.

Weiterer Schwerpunkt ist die IT-Sicherheit. "In Deutschland gibt es heute 2,6 mal mehr solcher Angriffe als noch vor einem halben Jahr", sagte Stefan Rojacher von der Sicherheitsfirma Kaspersky. Firmen und Behörden müssen oft hohe Beträge aufwenden, um ihre Daten zu retten. "Die Bundesverwaltung hat ein sehr gutes Schutzniveau, die meisten Top-Politiker auf Landesebene sind bei ihren Telefonaten weitgehend ungeschützt", sagt Christoph Erdmann, Gründer der Düsseldorfer Secusmart.

Dieses Jahr werden zur Cebit rund 200.000 Besucher erwartet. Zu Glanzzeiten wie 1995 waren es 750.000. Doch damals war die Cebit auch noch Spiele- und Verbrauchermesse, während sie heute nur noch auf Fachpublikum setzt.

(dpa/RP)
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