Interview mit Dating-Forscherin Welche Online-Dating-Plattform die richtige ist - und was gar nicht geht

Düsseldorf · Im Internet den neuen Partner finden, vielleicht sogar fürs Leben: Gerade im Frühling wagen viele Singles diesen Versuch. Doch dabei kann eine Menge schief gehen. Eine Forscherin hat uns verraten, wie wir die größten Katastrophen vermeiden.

Singlebörsen, Partnervermittlungen, Dating-Apps: Was ist das richtige?
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Dating-Plattformen in der Übersicht

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Foto: nito / Shutterstock.com

Melissa Bader arbeitet für das Portal Zu-Zweit.de. Die Seite testet und vergleicht Plattformen und Apps für Online-Dating und untersucht das Flirtverhalten der Deutschen. Zu-Zweit.de finanziert sich nach eigenen Angaben durch Beratung der Dating-Plattformen und durch Provisionen, wenn die Seite Nutzer weitervermittelt. Wenn jemand weiß, was beim Online-Dating funktioniert, dann wohl Melissa Bader.

Frau Bader, wenn ich online nach einem Partner suche, wozu würden Sie dann eher raten: Tinder oder Parship?

Melissa Bader: Ganz klar zu Parship. Dort sind ganz einfach mehr Nutzer unterwegs, die es auch ernst meinen. Tinder ist größtenteils kostenfrei, man kann sich sehr einfach über Facebook anmelden. Das heißt, die Hürde ist relativ niedrig. Gleichzeitig funktioniert Tinder recht oberflächlich, da es nur nach dem Aussehen geht und Nutzer ganz einfach weggewischt werden können. Parship dagegen kostet zwar etwas, deshalb sind die Nutzer dort aber auch ernsthafter unterwegs.

 Melissa Bader arbeitet beim Online-Dating-Vergleichsportal Zu-Zweit.de.

Melissa Bader arbeitet beim Online-Dating-Vergleichsportal Zu-Zweit.de.

Foto: Melissa Bader

Das heißt: Welche Plattform die Richtige für mich ist, hängt vor allem davon ab, was ich will.

Bader: Das ist wie auch sonst im Leben: Wir sind alle individuell und haben unterschiedliche Vorstellungen. Grundsätzlich unterscheiden wir beim Online-Dating zwischen drei Kategorien: den klassischen Single-Börsen wie Friendscout24 und Apps wie Tinder, den Partnervermittlungen wie Parship oder Elitepartner und dem Bereich "Casual Dating" mit Plattformen wie C-date oder Lovepoint.

Wo liegen die Unterschiede?

Bader: Die Single-Börsen werden vor allem von Nutzern zwischen 18 und 25 Jahren genutzt. Hier geht es um den schnellen Chat und das einfache Flirten. Die Partnervermittlungen richten sich dagegen eher an Nutzer, die etwas Längerfristiges suchen, nach einem Partner, der zu ihnen passt. Im Durchschnitt sind die Nutzer zwischen 25 und 35 Jahren alt. Voraussetzung ist meistens ein Persönlichkeitstest. Beim "Casual Dating" sind die Nutzer dagegen häufig über 35. Hier erleben viele ihren zweiten Frühling. Da geht es ganz klar um die Suche nach unverbindlichem Sex und erotischen Abenteuern. Ich sollte mir also bei der Wahl der Dating-Plattform genau überlegen, was ich will und was ich suche.

Gerade bei Plattformen wie Parship oder Elitepartner, die mit psychologischen Tests für Partnervorschläge arbeiten, stellt sich ja die Frage: Wie gut funktioniert das?

Bader: Diese Tests haben durchaus einen psychologischen Hintergrund. Die Plattformen suchen so nach Menschen, die bestimmte Vorlieben oder Hobbies teilen. Es geht aber natürlich auch um geografische Nähe. Es hilft mir nichts, wenn ich in München wohne und mir jemand in Berlin vorgeschlagen wird. Denn klar ist, egal ob bei einer großen Partnervermittlung oder einer Singlebörse: Treffen muss ich mich bei beidem.

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Foto: shutterstock/ bikeriderlondon

Geben Sie uns mal einen Tipp: Wie steigere ich meine Chancen?

Bader: Die oberste Regel ist: Ehrlich sein und offen schreiben, was man will. Männer machen sich häufig größer, als sie sind. Frauen machen sich häufig schlanker, als sie sind. Und viele Menschen verschweigen, dass sie Kinder haben. Ich sollte aber mit offenen Karten spielen, denn spätestens beim ersten Treffen fällt der Schwindel auf. Das gilt auch für das Profilbild: Ein leichter Filter über dem Foto ist natürlich okay, aber es sollte schon ein natürliches Bild sein. Unehrlichkeit führt zu nichts.

Und was geht gar nicht?

Bader: Standardsprüche. Das gilt vor allem für die Männer. "Hi, wie geht's?" oder "Wie siehst du aus?" will selbst auf Tinder niemand mehr hören. Deshalb mein Ratschlag: Kreativ sein, vielleicht mal mit einem philosophischen Spruch ins Gespräch gehen, etwa: "Ist das Glas für dich eher halbleer oder halbvoll?" Das ist gleich eine ganz andere Ebene. Also, eigentlich gilt: Kreativ sein, ehrlich sein und nicht lügen.

Lohnt es sich, für die Partnersuche im Netz auch Geld in die Hand zu nehmen?

Bader: Wenn man sich näher damit beschäftigen möchte, lohnt es sich auf jeden Fall. In den meisten Fällen sind das ja auch keine Knebelverträge. Der Vorteil bei den kostenpflichtigen Diensten: Die Funktionen sind größer und die Vorschläge sind besser. Zum Beispiel kann man dann auch mit Nutzern Kontakt aufnehmen, die einem nicht vom System vorgeschlagen wurde, die aber vielleicht um die Ecke wohnen und sympathisch wirken. Das Thema Geld ist aber auch aus einem anderen Grund interessant.

Nämlich?

Bader: Über die Plattform ElitePartner, die sich ja ganz offen an "Akademiker und Singles mit Niveau" richtet, wurde viel gelacht. Klar ist aber: Dort sind wirklich die Leute unterwegs, die sich das leisten können (Anm. d. Red.: Nutzer zahlen mindestens 24,90 Euro pro Monat) und die nach anderen suchen, die sich das ebenfalls leisten können. Die Zielgruppe ist also eindeutig und das führt auch zum Erfolg, wie ich in meinem eigenen Bekanntenkreis schon in mehreren Fällen sehen konnte.

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Foto: Friendscout24

Es ist also sinnvoll, sich auf Dating-Plattformen zu bewegen, die sich auf bestimmte Nutzer- oder Bevölkerungsgruppen spezialisiert haben?

Bader: Die Zukunft liegt in der Spezialisierung. Die großen Plattformen haben natürlich gerade Erfolg, da sie sich an ein breites Publikum richten. Doch am Ende sucht doch jeder seinesgleichen. Bestes Beispiel dafür ist die Singlebörse Mollipartner.de. Hier sind - wie der Name schon sagt - viele unterwegs, die selber etwas pfundiger sind oder nach einem molligen Partner suchen. Ganz groß im Kommen sind in Deutschland auch alternative und spirituelle Plattformen. Dort weiß ich als Nutzer dann leichter, was mich erwartet. Ansonsten ist es ja wie in einer Bar: Wenn ich dort jemanden anspreche, muss ich erst herausfinden, ob sie oder er Veganer ist oder nicht.

Online-Dating kann ein langwieriger Prozess sein. Wie lang brauche ich durchschnittlich, um über solche Plattformen auch wirklich einen Partner zu finden?

Bader: Dazu gibt es keine belastbaren Zahlen. Das liegt unter anderem daran, dass die Partnervermittlungen nur sehr wenig darüber wissen, warum sich Nutzer abmelden. Zum Beispiel gibt es aber eine Statistik, dass 20 bis 25 Prozent aller Online-Dater auf diesem Weg sogar ihren Ehepartner gefunden haben. Ich würde also schon sagen: Die Erfolgschancen beim Online-Dating sind groß. Es liegt aber viel an einem selbst, wie schnell das geht.

(hebu)
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