Boom bei Fitness-Apps Sozialverband warnt vor digitaler Selbstvermessung

Berlin · Der Trend zur Erfassung der eigenen Körperdaten birgt nach Ansicht des Sozialverbands SoVD erhebliche Gefahren. Verbandspräsident Adolf Bauer warnte am Wochenende vor einem "arglosen Umgang mit Gesundheitsdaten".

Das Potenzial der digitalen Selbstvermessung werde auch von den Krankenkassen erkannt, die um junge und gesunde Versicherte wetteiferten, sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Der Sozialverband bewerte diese Entwicklung sehr kritisch und warne vor einem "Effizienz-Wahn", an dessen Ende höhere Versicherungsbeiträge für benachteiligte Menschen stehen könnten.

So hätten chronisch Kranke kaum Chancen, sich an Fitness-Programmen zu beteiligen. Zudem seien ökonomisch Benachteiligte oft nicht in der Lage, den Anforderungen des modernen Lifestyles zu entsprechen. Viele könnten sich zum Beispiel nicht im gleichen Maße gesund ernähren wie finanziell besser gestellte Menschen.

"Zweifellos ist es in vielen Fällen durchaus sinnvoll, Lebensdaten zu protokollieren und damit verantwortlich auf die eigene Gesundheit zu achten", sagte der SoVD-Präsident. "Dies darf aber nicht dazu führen, den Grundgedanken der Solidargemeinschaft aufzugeben." Vorbeugender Gesundheitsschutz dürfe kein privates Risiko sein. "Im schlimmsten Fall entsteht ein Strafsystem für diejenigen, die nicht mithalten können", mahnte Bauer. Sein Verband beobachte die Entwicklung "sehr genau" und warne private wie gesetzliche Kassen davor, "die Versicherten gegeneinander auszuspielen".

Apps zur digitalen Selbstvermessung erfreuen sich wachsender Beliebtheit. So werden Fitness-Apps oder Armbänder zum Beispiel zur Trainingskontrolle und Steigerung der Motivation genutzt. Aber auch in anderen Lebensbereichen ist die Selbstvermessung ein Trend. So dokumentieren Menschen ihr Schlafverhalten, die Herzfrequenz, die Kalorienaufnahme, die tägliche Schrittzahl oder ihre Reisewege. In Online-Foren können Nutzer ihre Daten teilen und sich mit anderen austauschen.

(AFP)
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