Schwarzfahren 2.0 Wie Apps Schwarzfahrer vor Kontrollen warnen

Düsseldorf · Schwarzfahren ist teurer geworden. Wer ohne gültigen Fahrschein erwischt wird, muss statt der bisherigen 40 nun 60 Euro zahlen. Das schreckt einige Schwarzfahrer nicht ab. Denn sie verlassen sich auf spezialisierte Apps. Das aber ist risikoreich.

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Foto: dpa, rwe fpt

Das Prinzip der Apps ist einfach: Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist und einen Kontrolleur sieht, informiert die anderen Nutzer. Ort, Zeit, Linie, Fahrtrichtung, Geschlecht und Aussehen der Kontrolleure: Die User melden es per Smartphone über die App. Die wiederum warnt alle anderen User.

Das heißt aber auch: Diese Apps funktionieren nur, wenn viele Schwarzfahrer aktiv sind. Fehlt diese Aktivität, werden die Daten zwangsläufig ungenauer. Nutzer wähnen sich in vermeintlicher Sicherheit. Außerdem werden längst nicht alle Linien erfasst und auch Falschmeldungen machen die Runde.

Da keine offizielle Registrierung erforderlich ist, kann jeder die Schwarzfahrer-Apps mit Meldungen über Kontrollen füttern - ob diese stimmen oder nicht, kann niemand überprüfen.

Entwickler warnen vor Konsequenzen

Auf dem Markt sind diverse Apps erhältlich - sowohl für Android als auch für iOS. Einige sind auf bestimmte Regionen begrenzt. Einige wiederum sollen deutschlandweit funktionieren. Dabei sehen sich die Macher einiger Apps wie "Schaffner-Radar" oder "BlackDriver" nicht offiziell als Schwarzfahrer-App.

Ganz im Gegenteil: Die Entwickler warnen vor den strafrechtlichen Konsequenzen und empfehlen ihren Nutzern, sich ein gültigen Fahrschein zu kaufen. "Jeder muss selber wissen, was er mit den Informationen anfangen möchte", heißt es in der Beschreibung von "Schaffner-Radar" bei Google Play.

Das könnte man scheinheilig nennen. Nicht ganz falsch ist wohl auf jeden Fall die Annahme, dass die Macher dadurch rechtliche Konsequenzen vermeiden wollen. Denn: "Solange über die Apps nur Hinweise auf Kontrollen und keine Aufrufe zum Schwarzfahren erfolgen, wird es schwieriger, gegen die Schwarzfahrer-Apps vorzugehen", meinte die Rechtsabteilung der Rheinbahn dazu.

Apps zeigen an, wie viel Nutzer schon gespart haben

Andere Anwendungen wie "Achtung Kontrolle" oder "Fare2Bandit" gehen ganz unverhohlen vor. Sie legen ihren Zweck offen dar und versprechen ihren Nutzern, nie wieder Strafe zahlen zu müssen. Die Ticketbanditen von "Fare2Bandit" gehen dabei sogar so weit, dass man mit der App "saubere Haltestellen" markieren kann und dem Nutzer über die Funktion "Meine Geldtasche" angezeigt wird, wie viel Geld er bereits einsparen konnte.

Die App, die zum Schwarzfahren einlädt, belohnt ihren Nutzer für etwas, das schon längst kein Kavaliersdelikt mehr ist. "Die Schadenssummen durch das Schwarzfahren sind eklatant hoch: jährlich wiederkehrend 3,5 bis 4 Millionen Euro allein bei der Rheinbahn", sagte Eckhard Lander, Sprecher der Rheinbahn.

Auch wenn derartige Apps gerade auf dem Vormarsch sind und sie das Schwarzfahren scheinbar leichter machen: Verkehrsunternehmen wie die Rheinbahn beobachten diese Entwicklungen noch interessiert und gelassen. Bisher setzen die Schwarzfahrer-Apps ihnen nicht zu.

Verkehrsunternehmen noch nicht beunruhigt

So meint Lander dazu: "Ähnlich wie Radiowarnungen vor polizeilichen Tempokontrollen, wodurch sich das Erwünschte - Langsamfahren - ebenfalls einstellt, könnten wir unterstellen, dass Warnungen vor Kontrollen per App ähnlich wirken: Der Gewarnte kauft sich ein Ticket und fährt nicht mehr schwarz."

Was Schwarzfahren in anderen Ländern kostet
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Foto: dpa, lus fpt mbk

Dennoch "Schwarzfahrer stellen sich nicht nur rigoros über die zahlenden Fahrgäste, sondern sie schaden ihnen obendrein, weil der zahlende Fahrgast mit seinem Fahrgeld unter anderem unseren Kontrollaufwand, die Personalkosten und die damit verbundenen Verwaltungsabwicklungen mitbezahlt.

Deren Verhalten sei damit nicht nur gegen die Vorschriften, sondern auch "gegen die Ehrlichkeit der über 220 Millionen Fahrgäste, die wir im Jahr mobil halten", so Lander.

Auch Facebook und Twitter warnen Schwarzfahrer

Völlig neu ist das Prinzip der sogenannten Schwarzfahrer-Apps nicht: Schon länger gibt es in sozialen Netzwerken wie Facebook lokale Gruppen wie "Schwarzfahren in Düsseldorf" oder "Schwarzfahren in Frankfurt". Mit regelmäßigen Meldungen über "Kontros in der U7 Richtung Enkheim" warnen sie ihre Abonnenten vor Kontrolleuren.

Und auch bei Twitter lassen sich solche Frühwarnsysteme finden. Wenn man dort bestimmten Accounts wie "Schwarzfahren Köln" folgt, sollen Follower leicht herausfinden können, wo sie freie Fahrt haben.

(RPO)
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